Hoher Optimismus trotz Besorgnis um Corona-Folgen in Österreich
02. Apr 2020 • News • Integral • Marktforschung • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft • Marketing & Medien
Österreich sieht sich traditionell gerne als Insel der Seligen. Dies schlägt auch auf die Haltung in der aktuellen Corona-Krise durch: Eine Art „nationaler Bewältigungsoptimismus“ stützt bei aller Besorgnis die Zuversicht – und speist sich aus hohem Vertrauen in die Regierung und in österreichische Institutionen. Dagegen werden EUInstitutionen derzeit kritisch gesehen. INTEGRAL hat sich ein Bild über die aktuelle Stimmungslage in Österreich verschafft.Große Besorgnis um Auswirkungen von Corona
Selten ist man sich im ganzen Land so einig wie jetzt: Klare 92% sind der Ansicht, man müsse die Bedrohung durch das Corona-Virus ernst nehmen. Dabei machen sich 58% Sorgen um die eigene Gesundheit. Die größten Sorgen hat man aber um die allgemeinen wirtschaftlichen Auswirkungen (87%) und um die Gesundheit naher Angehöriger (85%).
Dennoch bleibt Österreich ein Land der Optimisten
Doch Krisen stärken den inneren Zusammenhalt. So zeigt sich auch aktuell, dass sich 49% der Befragten „sehr stark“ mit Österreich verbunden fühlen, weitere 42% fühlen sich „stark verbunden“. Seit Anfang März – als Corona noch kaum in Österreich angekommen war – haben die „sehr stark“ Verbundenen um 7 Prozentpunkte zugelegt. Die höchste Verbundenheit mit Österreich empfinden die Sinus-Milieus® der Mitte – die Bürgerliche Mitte und die AdaptivPragmatischen. Im nationalen Schulterschluss bleibt Österreich ein Land der Optimisten. Immerhin zwei Drittel (68%) sehen die Zukunft der österreichischen Gesellschaft sehr oder eher optimistisch. Fast genauso viele (64%) schauen persönlich optimistisch in die Zukunft. Besonders bemerkenswert: Dieser Wert ist gegenüber einer Befragung im Jahr 2016 unverändert. Besonders positiv fällt der Ausblick in Wien aus. Je weiter der Zeithorizont, desto besser erwartet man die Entwicklung des eigenen Wohlergehens. Während nur 23% erwarten, dass es ihnen in drei Monaten besser gehen wird als heute, glauben das 51% für den Zeitpunkt in fünf Jahren.
Hohes Vertrauen in die österreichischen Institutionen
Der Optimismus der Bevölkerung, gut durch die Krise zu kommen, gründet sich auch auf ihr Vertrauen in die nationalen Institutionen. 81% bewerten die Arbeit der Regierung in der Krisensituation sehr oder eher gut. Entsprechend ist auch die österreichische Regierung der Spitzenreiter in der Vertrauensfrage: 64% geben an, dass die Regierung aufgrund der CoronaKrise an Vertrauen gewonnen hat. Knapp dahinter folgt das Gesundheitswesen mit 62%. Auch humanitäre Organisationen wie das Rote Kreuz oder die Caritas konnten an Vertrauen zulegen (60%) sowie die Polizei (56 %) und das Bundesheer (55 %). Auch die Sozialpartnerschaft erlebt ein Revival und hat für 43 % an Vertrauen gewonnen. Dagegen haben EU-Institutionen wie EU-Kommission und EU-Parlament für jeweils 52% bzw. 51% der Befragten Vertrauen eingebüßt und nur für eine kleine Minderheit an Vertrauen gewonnen. „Die aktuelle Krisenbewältigung in Österreich erhält einen überaus hohen Vertrauensvorschuss“, meint dazu Bertram Barth, Geschäftsführer von INTEGRAL. „Weit verbreitet ist die Meinung, dass wir Österreicher aus eigener Kraft und letztlich unbeschadet durch die Krise kommen. Das birgt allerdings auch die große Gefahr zukünftiger Enttäuschungen.“
Gespaltene Haltung zu Medien, ORF als Vertrauenssieger
Das hohe Informationsinteresse führt zu einer Aufwertung der österreichischen öffentlichrechtlichen Angebote: 44% der Befragten schenken dem ORF aktuell mehr Vertrauen als zuvor. Ausländische öffentlich-rechtliche Sender gewinnen für 16% an Vertrauen, Privatsender für 19%. Tageszeitungen konnten für ein Viertel an Vertrauen zulegen. Besonders kritisch werden soziale Medien betrachtet: Nur für 17% haben diese an Vertrauen gewonnen, für 36% hingegen welches eingebüßt.
Studiensteckbrief
Dies sind Ergebnisse aus der INTEGRAL-Eigenforschung. Im Rahmen einer Online-Befragung wurden zwischen 27. und 30. März 2020 972 Personen repräsentativ für die österreichische Bevölkerung zwischen 18 und 69 Jahren befragt.